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Kein Skate - Video

  • Autorenbild: Nemesus
    Nemesus
  • 31. Dez. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Ich bin Nemesus und gerade dabei, eine Abfahrt mit meinem Skateboard zu nehmen. Skateboarding ist meditativ, vielleicht am ehesten mit Yoga vergleichbar, nur dass die Bewegungsabläufe viel schneller erfolgen.

Aber dies hier ist kein konventionelles Skate-Video. Es ist für alle, die gerade eine harte Zeit durchmachen, ob vom Weg gedrängt oder auf eine falsche Route geraten. Es ist für die, denen es geht wie mir. – Lass es mich erklären:


Als ich vor fünf Monaten kurz vor der Veröffentlichung meiner ersten Videos stand, hatte ich den Eindruck, auf der Stelle zu treten, kaum vom Fleck zu kommen. Ich brauchte gefühlte Ewigkeiten, bis ich alle Videos fertig stellte. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem ich sie hochgeladen hatte, schien ich endlich Fahrt aufzunehmen. Mein Plan war, jetzt regelmäßig Videos zu veröffentlichen, in gewisser Weise den Videoschnitt zu trainieren. Vielleicht hätte das klappen können. Doch es kam anders, als ich es mir vorgestellt hatte: Mein Vater starb einen Monat später und mit ihm der Betrieb, in dem ich seit Jahren gearbeitet hatte.


Meine Umgebung wirkte nun weniger freundlich. Sie war düsterer geworden, als hätte jemand Kontrast und Farbsättigung verstellt. Und obgleich ich mit meinen Videos stagnierte, schien das Leben nun schneller an mir vorbeizuziehen als je zuvor. Die Fahrt wurde ungemütlich und holprig – zu schnell, um sie mit meinen damaligen Fähigkeiten kontrollieren zu können.


Hier siehst du mich, wie ich versuche, die Balance zu wahren. Das Ziel ist es nicht mehr, möglichst wenige verwackelte Bilder für mein Video einzufangen, sondern lediglich den Berg in einem Stück hinunterzukommen. Irgendwann würde es schließlich wieder bergauf gehen, was ein langsames Abbremsen zur Folge hätte. Die erste Frage war wann, die zweite, wie es danach weitergehen sollte. – Stagnation ist tödlich.


Offensichtlich kam ich tatsächlich zum Stehen, und natürlich versuchte ich es gleich mit einer weiteren Abfahrt. – Wie auch immer der Verlust aussieht, ein Tod in der Verwandtschaft, eine Beziehung, die für beendet erklärt wurde oder nur der Wegfall des Arbeitsplatzes: Die meisten von uns waren schon dort. Und wenn Aufgabe keine Option ist, bleibt wohl nur die Flucht nach vorn.


Dieser Rückweg wird niemanden dorthin führen, wo er gestartet ist. Aber vielleicht erkennen wir Muster unserer Vergangenheit, in denen wir uns besser fühlten. Und eventuell helfen sie uns dorthin zu navigieren, wo das Leben wieder sonniger ist, jedenfalls, wenn wir gelernt haben, die verdammte Geschwindigkeit zu kontrollieren.


Mit Glück, Mut und genügend Routine, wird auch das gelingen.

 
 
 

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